Vertreibung: Deportation und Ermordung jüdischer Bürger von
Wadgasser Gemeindegebiet

 

     
 

Jüdische Opfer des Nationalsozialismus im Wadgasser Raum

 
     
 

Sally Samuel Nussbaum (* 28.04.1886 in Differten)
lnhaftierungsort: 15. November 1938 - 02. Februar 1939, Dachau, Konzentrationslager
Deportationsziel: ab Baden - Pfalz - Saarland im Rahmen der sog. 'Bürckel/ Wagner-Aktion' am 22. Oktober 1940, Gurs, Internierungslager Rivesaltes, Internierungslager / Todesdatum/-ort: 07. Juli 1941, Rivesaltes, Internierungslager

 
     
 

Sigismond Nußbaum (* 12/01/1893 in Differten)
Deportiert nach Drancy,Lager,Frankreich | Auschwitz,Lager,Polen:
Transport 71 von Drancy,Lager,Frankreich nach Auschwitz Birkenau,Vernichtungslager, Polen am 13/04/1944
Verschollen, vermutlich ermordet

 
     
 

Joseph Nußbaum (*28/ 08/1896 in Differten)
Deportation über Drancy,Lager,Frankreich nach Auschwitz,Lager,Polen:
Ermordet am 09/02/1943

 
     
 

Sally Nußbaum (* 28/04/1896 in Differten), Wohnhaft in Differten
Deportiert nach Gurs,Lager,Frankreich | Rivesaltes,Lager,Frankreich;
Ermordet in Rivesaltes,Lager,Frankreich
am 07/07/1941

 
     
 

Siegfried Schwartz  (* 14.03.1925 in Merchweiler) geboren am 14. März 1925 in Merchweiler / Ottweiler/ Saargebiet wohnhaft in Differten
Deportationsziel: 1940, unbekannter Deportationsort
vermutlich ermordet

 
     
 

Fanny, Nanny Schwarz (* 19.01.1890 in Differten) geborene Nussbaum geboren am 19. Januar 1890 in Differten
Deportationsziel: ab Baden - Pfalz - Saarland im Rahmen der sog. 'Bürckel/Wagner Aktion' am 22. Oktober 1940, Gurs, Internierungslager Drancy, Sammellager / nach Auschwitz, Lager,Polen
Für tot erklärt

 
     
 

Sigmund Schwarz (* 17.03.1891 in Merchweiler) geboren am 17. März 1891 in Merchweiler, wohnhaft in Differten
Deportationsziel: ab Baden - Pfalz - Saarland im Rahmen der sog. 'Bürckel/Wagner Aktion' am 22. Oktober 1940, Gurs, Internierungslager Drancy, Sammellager
Todesdatum/-ort: 14. August 1942, Auschwitz, Vernichtungslager

 
     
 

lrma Schwarz (*23.01.1922 in Differten)
Deportationsziel: ab Baden - Pfalz - Saarland im Rahmen der sog. 'Bürckel/Wagner Aktion' am 22. Oktober 1940, Gurs, Internierungslager Drancy, Sammellager / Oktober 1940, Gurs, Internierungslager
Überlebte nach Flucht und Aufgriff durch die ‚GESTAPO‘; Starb 1990

 
 

 

 
     
 

Deportation, gewaltsame Vertreibung aus der Heimat und Ermordung

 
 

Es war in der Nacht vom 21. Auf den 22. Oktober 1940, als die jüdische Bevölkerung des nach dem Frankreichfeldzug neu geschaffenen Gaues Westmark aufgefordert wurde, sich binnen weniger Minuten reisefertig zu machen. Sie wurden aus ihren Wohnungen gewaltsam zu Sammelstellen getrieben, von wo sie abtransportiert wurden. In der sogenannten ‚Wagner-Bürckel‘-Aktion (benannt nach den beiden verantwortlichen Gauleitern) wurden die nachfolgend benannten jüdischen Familien des heutigen Gemeindebezirks Differten gemeinsam mit 6.504 Deutschen jüdischer Herkunft aus Baden, Rheinland-Pfalz und dem Saarland nach Südfrankreich zunächst in das Lager in Gurs gewaltsam deportiert.

Dieses Internierungslager, das zwei Jahre zuvor für Gefangene des Spanischen Bürgerkrieges errichtet worden war, konnte die große Zahl der Deportierten nicht aufnehmen, was dazu führte, dass die Menschen auf andere Lager, u.a. Drancy und Rivesaltes - ebenfalls unter menschenunwürdigsten Bedingungen verlegt wurden.

 
 

 

 

 

 

Koffersymbolik am Gedenkort Spurker Friedhof Wadgassen

Koffersymbolik am Genenkort Gurs / France

 

 

 
 

Wenn die Menschen nicht bereits anhand der unerträglichen Lebensbedingungen nach der Deportation bereits vor Ort starben, kam es ab 1942 zum Abtransport der meistern dort noch Internierten in das deutsche Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Die größere Zahl der Personen wurden dort unmittelbar von der Rampe in die Gaskammern gezwungen und grausam getötet. Wie aus den oberhalb auf dieser Seite aufgelisteten Informationen zu den Differter Familien Nußbaum und Schwarz hervorgeht,treffen die bei Wikipedia angegebenen Schicksale der Deportierten auch auf die genannten Opfer aus dem Wadgasser Raum zu: „Über die weiteren Schicksale der 826 aus der Pfalz deportierten Menschen ist Folgendes bekannt: 203 starben in französischen Lagern, 338 wurden seit August 1942 in osteuropäische Konzentrationslager transportiert und dort ermordet, 78 konnten legal auswandern oder untertauchen, 112 überlebten in französischen Lagern oder Hospitälern und wurden dort befreit, von 94 Personen liegen keine Angaben vor.“Das vom Steinbildhauer Wilhelm Michael Kasakoff gestaltete ‚Mahnmal gegen das Unrecht‘ am Gedenkort Spurker Friedhof arbeitet bei der Visualisierung der plötzlich und zwangsweise verfügten Abreise u.a. mit in Stein gehauenen Koffern. Wir wissen, dass allerhöchstens 50 kg Gepäck erlaubt war. Eine ebenfalls hier gezeigte Aufnahme zeigt das Koffer-Motiv auch am Gedenkort Gurs, das so eine Verbindungslinie zwischen den beiden Orten herstellt.

 
     
     
     
 

 
 

Ansicht Vernichtungslager in Gurs, Südfrankreich

 
     
     
 

Diffamierung, Vertreibung und Ermordung

 
 

Für Wadgassen und Differten wird die Zahl der 1943 hier noch lebenden jüdischen Familien mit 9 angegeben. "Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde vom Reichsommissar für das Saarland der jüdische Grundbesitz in Differten zur 'Arisierung' (1) vorgeschlagen, mit dem Ziel dort eine Anliegersiedlung zu bauen zu Lasten des Eigentums und des Besitzes der jüdischen Bürger. In Werbeln sollten jüdische Grundstücke zum 'freihändigen Verkauf durch Landwirte' angeboten werden, was einer Enteignung gleich kommt. Im Februar 1941 war die voon der Reichsregierung beauftrage 'Bayerische Bauernsiedlung GmbH' um eine sogenannte 'Arisierung' von Jüdischem Grundeigentum in Wadgassen.

In der Folge der in der bereits in der 'Wannssee-Konferenz' festgelegten systematischen Ausrottung der jüdischen Bevölkerung entstanden entsprechende Listen mit Namen von jüdischen Bürgern zweier in Differten ansässiger Familien. Bis zum Tag ihrer Verschleppung wohnten Sigmund und Fanny Schwarz mit ihrer Tochter Irma in einem Judenhaus in Wadgassen, Bergstraße 33. Am 14. August 1942 wurden Fanny und Sigmund Schwarz mit dem 'Abschub Nr. 19' von Drancy aus nach Auschwitz transportiert, wo sie von der Rampe weg ins Gas zur Ermordung gebracht wurden. Sally Nußbaum aus Differten kam beim Transport in Richtung Gurs im Zwischenlager Rivesaltes 1941 ums Leben. Siegfried Schwarz, der in Differten geboren wurde, ist unbekannt verschollen. (aus: Volk: Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstands und der Verfolgung 1933-45, S. 134)

 
     
     
 

Literaturangaben: (zitierte und verwendete Quellen:)

 
 

- Yadvashem: Internationale Holokaust Gedenkstätte: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer (www.yadvashem.org)
- Int. Suchdienst Arolsen / Bundesarchiv Koblenz (Hrsg.): Gedenkbuch: Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945. Koblenz: 1986
- Gegen das Vergessen: Orte des NS-Terrors und Widerstandes im Landkreis Saarlouis. Aktion 3. Welt Saar (Hrsg.), o. J.
- Liste von ermordeten Juden aus Deutschland
- List of Jewish victims from the Memorial book „Victims of the Persecution of Jews under the National Socialist Tyranny in Germany 1933 - 1945“ prepared by the German Federal Archives
- Liste von Deportierten aus Frankreich
- Le Mémorial de la déportation des juifs de France, Béate et Serge Klarsfeld, Paris 1978
- List of Jews who perished in the Rivesaltes camp, 1941-1942
- Deportation von Juden aus Baden und der Saarpfalz. IN: ‚Wagner-Bürckel-Aktion‘ (Wikipedia-Beitrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Wagner-B%C3%BCrckel-Aktion; aufgerufen am 16. August 2020)
Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der  nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945. Bundesarchiv Koblenz (Hrsg): 1986, 2 Bände

 
 

 

 

 

 

 

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